
Lasst die Wiesen blühen!
Unter diesem Motto starten wie eine Aktion zum Naturschutz vor unserer Haustür. Dabei kann jeder mitmachen, egal ob Privatperson, Wohnungsgenossenschaft, Flächenbesitzer oder -pächter. Ziel ist es, so viele Blühpflanzenarten und Strukturen wie möglich in die Stadt zu bringen. Für Artenschutz, Klimaschutz und Wohlbefinden der Stadtbewohner haben Wiesen gegenüber Rasen eindeutig die Nase vorn. Beginnen wollen wir mit Überzeugungsarbeit, dass 2-maliges Mähen von Grünflächen pro Jahr in der Regel genügt. Neue Hecken und Sträucher sollen zusätzlich Nahrung und Lebensraum schaffen für Insekten, Vögel und Keinsäuger, wie Igel und Haselmäuse. Der Rückhalt von Wasser in der Fläche ist ein wesentlicher Bestandteil einer lebenswerten Zukunft in einem trockener werdenden Klima.
Durch Beratung und über Arbeitseinsätze wollen wir gemeinsam mit den Bürgern und den Behörden der Stadt an diesem Ziel arbeiten.
Wiesen und Rasen, ein feiner Unterschied.
Was ist eine Wiese?
Wenn Gräser, Wildkräuter, Moose und Blühpflanzen ohne Einfluss des Menschen einfach wachsen dürfen, spricht man von einer (naturnahen) Wiese. Der Charakter der Wiese wird durch den Standort sowie durch die Bodenbeschaffenheit bestimmt und kann sehr unterschiedlich sein. Je nach Nährstoffgehlt ist die Wiese mehr oder weniger artenreich, wobei weniger Närstoffe mehr verschiedene Arten bedeuten. Von einer Blühwiese spricht man, wenn durch den Menschen gezielt bestimmte Blühpflanzen eingesät werden, die im Sommer mehrheitlich auf der Fläche zu finden sind. Unter den vielen Blüten wachsen auch einzelne Gräser und Wildkräuter. Blühwiesen sind hauptsächlich zur Ernährung von Insekten gedacht, vornehmlich Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Dabei können Blühwiesen, je nach Einsaat schon wieder recht monoton wirken und sollten sich daher mit naturnahen Wiesen abwechseln. Am ökologisch wertvollsten sind also die naturnahen Wiesen, bei denen sich sowohl die Pflanzen- als auch die Tierarten an die Standortbedingungen angepasst haben und somit sehr robust sind. Das hilft, Krankheiten und Ausfälle durch beispielsweise längere Trockenperioden zu vermindern.
Idealerweise werden Wiesen nur 2x im Jahr gemäht, angepasst an das Pflanzenwachstum, etwa Ende April und Ende September. Durch das Entfernen des Schnittgutes erhält man die nährstoffarmen Bedingungen. Ideal, aber oft nicht einfach umsetzbar, ist des Beweiden von Grünflächen in der Stadt mit Schafen und Ziegen.


Was ist ein Rasen?
Von Rasen spricht man, wenn das Gras einerseits fast einer Monokultur entspricht, also kaum Wildkräuter, Moose oder Blühpflanzen zu finden sind. Das Gras wird regelmäßig, unter Umständen täglich, gemäht. In Trockenzeiten führt das dazu, dass die Grasstoppeln in der Sonne verbrennen. Um das zu verhindern, muss ein Rasen regelmäßg gewässert werden. Trotzdem besteht die Gefahr, dass der Boden austrocknet und die Fläche somit ihren kompletten ökologischen Wert verliert. Auch muss ein Rasen gedüngt werden, was die Ansiedlung von Moosen begünstigt, die mechanisch oder chemisch entfernt werden müssen. Ein Rasen ist also sehr pflegeaufwendig und braucht viele Rohstoffe und Energie, wenn er satt und grün aussehen soll.
Rasen findet man auf Fußballplätzen, als Untergrund beim Golf und auf sogenannten Liegewiesen oder Spielwiesen im Stadtpark und am Badesee.
Was brauchen Mensch und Natur für ein gesundes Stadtklima?
Wenn es darum geht, das Leben in der Stadt für Mensch und Natur so angenehm wie möglich zu gestalten, dann brauchen wir viel Grün. Neben Bäumen, die Schatten spenden und Sträuchern und Hecken, die Lebensraum für Vögel und andere Kleintiere sind, haben vor allem Wiesen einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Sie schlucken Schall, filtern Staub, halten Wasser in der Fläche, halten den Boden feucht und lebendig und bieten Insekten Lebensraum und den Vögeln der Stadt die notwendige Nahrung zur Aufzucht ihrer Jungen.
Zudem erzeugen Wiesen Sauerstoff und durch Verdunstung kühlen sie. Nicht zuletzt lagern sie auch Kohlenstoff im Boden ein.
Werden Wiesen permanent gemäht (5x – 10x im Jahr), um dem traditionellen Sinn für Ordnung nachzukommen, gehen alle positiven Eigenschaften einer Wiese verloren und verkehren sich sogar ins Gegenteil. Das Gras verdorrt, der Boden trocknet aus, Bodenlebewesen sterben ab. Die kühlende und reinigende Wirkung bleibt aus, es wird Kohlenstoff in Form von CO2 an die Atmosphäre freigesetzt. Insekten und Vögeln fehlen Nahrung und Lebensraum.
Wir empfehlen, so viele Grünflächen wie möglich in naturnahe Wiesen umzuwandeln und so zu erhalten, gern auch mit Büschen und Bäumen. Dies nützt langfristig allen Bewohner der Stadt: Menschen, Tieren und Pflanzen.
